Parfüm gehört fast selbstverständlich zur Körperpflege. Für die meisten Frauen kommt nach dem letzten prüfenden Blick in den Spiegel der Griff zum Duftwässerchen. Warum eigentlich? Welche Wirkung hat Parfüm? Ist es wirklich so wichtig, nach was und wie wir riechen? Und wann riechen wir am besten wie?
Er ist unser unauffälligster und doch intensivster Sinn: der Geruchssinn. Uns steigt ein Duft in die Nase, der von frischgemähtem Gras zum Beispiel oder der Geruch eines Waldes bei Regen. Oder das Aftershave, was die erste große Liebe benutzte. Und sofort entstehen Bilder vor unserem inneren Auge. Wir meinen, das Gras der Wiese unter den Füßen zu spüren, sehen das Grün des Waldes, erinnern uns an den ersten Kuss.
Düfte haben Macht. Sie entscheiden über Sympathie oder Antipathie. Von allen Sinneseindrücken lösen sie die stärksten Impulse in unserem Gehirn aus und die „Liebe auf den ersten Blick“ ist in Wahrheit die auf den ersten „Nasenzug“. Anhand des Duftes erkennen wir, ob jemand – genetisch gesehen – zu uns passt, und trug unsere große Liebe immer dieses eine Duftwässerchen, dann kommen auch noch die schönen Erinnerungen dazu – sofort schaltet unser Gehirn auf „positive Gefühle“. Wir können jemanden „gut riechen“. Oder eben nicht.
Körpergeruch ist uns Menschen äußerst wichtig, deshalb wollen wir gut riechen!
„Schuld“ an all dem ist das Riechhirn. Es ist direkt mit zwei entscheidenden Gehirnregionen verbunden: Auf der einen Seite mit der Amygdala, die zuständig ist für das Erkennen und für den Ausdruck von Gefühlen. Auf der anderen Seite mit dem Hippocampus, und der speichert unter anderem Erinnerungen ab.
Kein Wunder also, dass wir unseren Körpergeruch für etwas Wichtiges halten und uns bemühen möglichst angenehm zu duften! Dafür haben wir schon immer und zu Recht viel getan, in der Vergangenheit wie in der Gegenwart. Die Geschichte des Parfüms ist lang und heute stehen uns viele verschiedene Düfte zur Verfügung.
Die Frage ist nur noch: Welches Parfüm wann für wen?
Das Wort „Parfum“ stammt vom lateinischen „Per Fumum“. Übersetzt bedeutet das „Durch den Rauch“. Durch duftenden Rauch, nämlich durch das Abrennen von duftendem Holz, sollten zunächst die Götter gnädig gestimmt werden. Doch schon bald wollten die Menschen die Düfte nicht mehr nur den Göttern überlassen: das Parfüm wurde geboren. Die erste Duft-Hochburg war das alte Ägypten.
Ägyptologen fanden im Terrassentempel der Königin Hatschepsut (1501 – 1450 vor Christus) präzise Rezepte zur Herstellung von Parfüms. Die Phönizier brachten den „duftenden Rauch“ dann nach Asien, Afrika und in den Mittelmeerraum.
Nach Europa wurden Düfte und Weihrauchstoffe zunächst zu medizinischen und heiligen Zwecken gebracht. Venedig und das französische Grasse wurden die wichtigsten Handelszentren. Nach der Aufklärung wurden Düfte in Europa immer beliebter.
Parfum war bis Mitte des 20. Jahrhunderts absoluter Luxus
1889 begannen die Parfumeure, künstliche Duftstoffe aus Aldehyden herzustellen. Erst damit konnte das Parfüm – langsam – zum Massenprodukt werden: Ein Parfüm aus natürlichen Essenzen wäre unbeschreiblich teuer. Trotzdem blieb das Parfüm noch bis etwa Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts ein Luxusartikel.
Um 1910 mischten sich die Modehersteller in die Parfümherstellung ein – bis dahin war das den Parfumeuren vorbehalten gewesen. Der Klassiker unter den Düften, Chanel No. 5, kam 1920 aus dem Haus Chanel.
Heute gibt es so viele verschiedene Parfüms, dass nicht mehr der Duft selbst über Erfolg oder Misserfolg entscheidet – fast wichtiger ist das Marketing. Und so entstehen und in jeder Saison neue Düfte, wogegen andere verschwinden – wie vom Winde verweht…
Da stellt sich zunächst die Frage: was ist Parfüm? Denn nicht alles, was wir so nennen, ist das streng genommen auch. Das echte Parfüm ist die konzentrierte Form eines Dufts und darum einerseits am längsten halt- und riechbar, andererseits leider auch am teuersten.
Zusammensetzung von Parfüm
Parfüm enthält circa 15 – 30 Prozent der Duftessenz. Schon Eau de Parfum oder auch Parfum de Toilette haben nur noch einen Essenzanteil von acht bis 18 Prozent und die Konzentration des Eau de Toilette bewegt sich dann nur noch zwischen vier und acht Prozent. Die meisten Parfums – wir wollen der Einfachheit halber bei diesem Oberbegriff bleiben – besteht aus Kopfnote, Herznote und Basisnote.
Die Kopfnote ist der erste Eindruck des Duftes. Sie verfliegt schnell und das ist der Grund dafür, dass Düfte nicht aufs erste Schnuppern hin in der Parfümerie gekauft werden sollten – der erste Eindruck kann täuschen, nach einiger Zeit auf der Haut riecht das Parfum anders – die Herznote hat sich entfaltet. Diese bildet den eigentlichen Charakter des Duftes und bleibt über mehrere Stunden lang riechbar.
Die Basisnote schließlich bildet das Fundament des Duftes. Sie soll das Ausklingen des Parfüms angenehm machen und haftet bis zu einem Tag.
Die Duftnoten
Vom Duft her teilen die Parfumeure ihre Erzeugnisse in verschiedene Noten ein. Die Hälfte aller Parfüms fallen unter das Etikett „blumig“. Blumige Düfte sind – klar – blütenbetont. Rosen- und Jasmindüfte sind häufige Bestandteile. Blumige Parfüms sind milde und sanfte Düfte.
Demgegenüber stehen die fruchtigen Parfüms – Düfte, deren Hauptbestandteil eben Früchte sind – Orangen- oder Zitronennoten gehören dazu. Wilder im Duft sind die Chypre-Noten.
Fançois Coty entwickelte 1917 auf der Grundlage einer zypriotischen Flechtenart eine neue Zusammenstellung von Duftstoffen und schuf damit die Duftkategorie Chypre. Bezeichnet werden damit Parfüms, die ihren Charakter durch das Zusammenwirken einer frischen Kopfnote mit einem Fond erhalten, der als wesentliche Elemente Eichenmoos, Labdanum und Patchouli enthält.
Viele warme, erogene, sinnliche Parfüms gehören zur Familie der Chyprenoten. Die schwerste Duftfamilie aber sind die orientalischen Noten. Sie vermitteln den Eindruck von Schwere, Süße und Wärme und können exotische Blütennoten, Gewürze, Balsame und animalische Komponenten haben.
Richtig gestellt muss diese Frage eigentlich lauten: Welches Parfüm passt wann zu mir? Denn nicht jeder Duft ist für jede Tageszeit geeignet. Orientalische, schwere Düfte gehören zum Abend, sie sind bei Geschäftsessen oder der morgendlichen Teambesprechung unangemessen. Grundsätzlich gilt: je seriöser der Anlass, desto leichter sollte das Parfüm sein – nie sollte man seine Umgebung mittels des Dufts tyrannisieren.
Und wie findet man nun das „richtige“ Parfüm? Die Antwort ist ganz einfach: durch Ausprobieren! Tipps wie „Brünette sollten grundsätzlich Chypre-Parfüms tragen“, bringen leider gar nichts. Jedes Parfüm duftet an jeder Frau anders. Der ph-Wert der Haut spielt bei der Entfaltung des Dufts eine Rolle, deswegen kann ein Parfum an der Freundin fantastisch, an einem selbst aber ganz scheußlich duften.
Also heißt es: Ab in die Parfümerie und durchschnuppern.
Das Parfüm, dass man an sich selbst „gut riechen“ kann, ist auch das Richtige. Da aber, wie erwähnt, Parfüms ihre Herznote erst nach einigen Stunden entwickeln kann dieser Einkauf ein langes Unterfangen werden. Dazu kommt, dass unsere Nase relativ schnell ermüdet. Mehr als zwei bis drei Parfüms von der gleichen Duftfamilie geschnuppert und die Unterscheidungsfähigkeit geht gen Null.
Von unterschiedlichen Noten kann man immerhin fünf bis sechs auseinander halten, aber dann ist ebenfalls Schluss. Deswegen sollte man einen Parfumkauf nie übers Knie brechen und sich vor allen Dingen Proben mitgeben lassen.
Drum prüfe, wer sich an einen Parfümflakon bindet, könnte das Motto sein. Bevor man sich endgültig für einen Duft entscheidet, sollte man ihn ruhig ein paar Tage ausprobiert und getragen haben. Deswegen also: Proben mitgeben lassen und in Gemütsseelenruhe überprüfen, ob man sich riechen kann mit dem jeweiligen Duft…