Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und ein paar Haare im Kamm oder Waschbecken auch noch keinen Haarausfall. Aber was, wenn es eben nicht nur „ein paar“ Haare, sondern im Gegenteil, ganze Büschel sind? Wenn sich die einstmals volle Haarpracht lichtet?
Bis zu hundert Haare am Tag verliert man. Das ist völlig normal und kein Grund, sich Sorgen zu machen. Etwa jeder dritte Mann und jede zehnte Frau aber verlieren mehr Haare pro Tag, und dann spricht man tatsächlich von Haarausfall.
Haarverlust bei Frauen
Schlimm ist der Verlust der Haarpracht natürlich für beide Geschlechter. Trotzdem wird bei Männern die Halb- oder Vollglatze noch als eher normal angesehen, Geheimratsecken gelten als durchaus attraktiv. Darüber hinaus werden Glatzenträgern in vielen Kulturen besondere „Manneskräfte“ unterstellt – dieses Gerücht wurde (Sie können drauf wetten) von einem Glatzenträger in die Welt gesetzt.
Für Frauen ist der Verlust oder das Lichten ihrer Haare insoweit schlimmer, als dass es eben auch noch als unnormal gilt. Eine Frau hat volle Haare zu haben. Das ist ein Zeichen ihrer Weiblichkeit und macht einen großen Teil ihrer weiblichen Schönheit aus.
Insoweit ist der plötzliche Haarverlust für Frauen ein größerer Stressfaktor als für Männer – die sich zumindest sagen können, dass die Glatze Zeichen ihrer Männlichkeit ist. Oder zumindest sein kann. Die Ursachen für den Haarausfall können vielfältig sein. Therapien gibt es dagegen bisher nur wenig.
Behandlungsmöglichkeiten
Medikamentöse Behandlungen können Erfolg versprechend sein, Operationen, also Haartransplantationen, sind meist möglich, aber aufwändig und teuer. Für so genannte Wundermittel, die per Annonce angepriesen werden gilt grundsätzlich: Finger weg! Dieses Zeug reißt nur Löcher in den Geldbeutel, zaubert aber keine neuen Haare auf den Kopf.
In Zukunft mag es eventuell Erfolg versprechende Behandlungsmöglichkeiten geben – US-Forscher haben zum Beispiel ein Gen entdeckt, was die Wachstumszyklen des Haars regelt, einer anderen Forschergruppe ist es gelungen, bei Mäusen Hautzellen in Haarfollikel umzuwandeln.
Konkrete Hilfe für den Menschen sind aber bisher noch nicht in Sicht. Das liegt eben auch daran, dass bisher niemand so richtig weiß, warum die Haare plötzlich ausgehen. Grundlegend kann man drei verschiedene Gruppen von Ursachen unterscheiden: Hormonell-erblich bedingter Haarausfall, Kreisrunder Haarausfall und Diffuser Haarausfall.
Hormonell-erblich bedingter Haarausfall
Das ist die häufigste Form des Haarausfalls und sie betrifft meist Männer. Es hält sich hartnäckig der Glaube, dass das übermäßig produzierte männliche Sexualhormon Testosteron Schuld am Haarausfall hat – daher der schon erwähnte Irrglaube, Glatzenträger seien besonders potent.
Tatsächlich ist es aber nicht so, dass mehr Testosteron produziert wird, es reagieren lediglich die Haarwurzeln empfindlicher auf das in normalen und durchschnittlichen Mengen produzierte Testosteron. Nun, vielleicht könnte man zum Trost behaupten, Glatzenträger seien einfach sensibler als andere Männer.
Beim erblich bedingten Haarausfall bilden sich bei Männern meist zuerst Geheimratsecken, dann fällt das Haar auch am Hinterkopf aus. Spätestens jetzt sollten sich betroffene Männer überlegen, ob sie nicht, statt das verbleibende Haar quer über den Kopf zu kämmen, besser alles abschneiden und das Märchen vom „zu viel Testosteron“ weiter verbreiten.
Frauen sind nur sehr selten vom erblich bedingten Haarausfall betroffen. Falls es sie einmal trifft, dann dünnt bei ihnen meist das Haar entlang des Scheitels aus.
Man kann den erblich bedingten Haarausfall mit Medikamenten und Tinkturen, die auf die Kopfhaut aufgetragen werden, behandeln. Es gibt eine Reihe von Arzneien, die größtenteils verschreibungspflichtig sind. Frauen, die sowieso verhüten können ihre Pille entsprechend wählen und die Testosteron-Produktion so weiter einschränken.
In jedem Fall gilt: ab zum Arzt, denn die frei verkäuflichen Wundermittelchen sind, man kann das gar nicht oft genug wiederholen, vollkommen sinnlos. Eins muss auch noch gleich gesagt werden: die Behandlung, auch die mit ärztlich verschriebenen Medikamenten, erhält nur den Ist-Zustand. Einmal ausgefallene Haare kommen nicht wieder, es sei denn man unterzieht sich einer Haar-Transplantation.
Kreisrunder Haarausfall
Der kreisrunde Haarausfall ist die zweithäufigste Form des Haarausfalls. Bedenkt man allerdings, dass der erblich bedingte Haarausfall in 95 Prozent der Fälle verantwortlich ist für den Verlust der Haarpracht, dann ist klar, dass „zweithäufigste Form“ rein rechnerisch trotzdem heißt: der kreisrunde Haarausfall kommt ziemlich selten vor.
An mehreren Stellen des Kopfes bilden sich plötzlich kreisrunde, kahle Stellen. Die Gründe für „Alopezia areata“, so heißt das nämlich medizinisch, sind bis heute nicht wirklich geklärt. Und wie immer, wenn Medizinmänner keine Erklärung haben (und wenn ihre Patienten größtenteils Frauen sind, und vom kreisrunden Haarausfall sind eher Frauen betroffen) schieben sie’s auf die Psyche. Oder auf’s Immunsystem.
Bei den meisten Patienten beginnen die Haare nach spätestens rund einem Jahr genau so plötzlich wie sie ausgefallen sind wieder zu wachsen. Dauert der Haarausfall allerdings länger an, kann’s auch sein, dass die Haare nicht wieder wachsen. Ebenfalls wie immer, wenn man nicht so recht weiter weiß, heißt das Wundermittel der Behandlung Kortison.
Kortisonhaltige Tinkturen sollen das Immunsystem unterdrücken, da man eben davon ausgeht, dass sich das Immunsystem gegen die Haarwurzeln richtet. Außerdem sollen durchblutungsfördernde Haartinkturen die Kopfhaut anregen.
Wie gesagt, man weiß nicht viel darüber. Ist man vom kreisrunden Haarausfall betroffen, sucht man am besten einen darauf spezialisierten Arzt auf.
„Der Name „Diffuser Haarausfall“ lässt schon Böses ahnen, aber die Behandlungsmöglichkeiten sind doch größer als beim kreisrunden Haarausfall.
Diffuser Haarausfall
Diffuser Haarausfall bedeutet, dass das Haar insgesamt ausdünnt – anders als beim kreisrunden oder beim erblich bedingten Haarausfall sind also nicht nur einzelne Stellen betroffen. Ursachen für den diffusen Haarausfall können viele sein.
Zu nennen sind:
- Stress
- Mangelerscheinungen nach Diäten
- Hormonumstellung in den Wechseljahren
- Hormonhaushalt nach einer Geburt
- Schilddrüsenfunktionsstörungen
- Infektionen
- Einnahme von Medikamenten
Je nachdem, welche Ursache diagnostiziert wird, wird dann behandelt. Bei Schilddrüsenstörungen und Infektionen wird natürlich die grundlegende Erkrankung therapiert, entsprechend verschwindet (hoffentlich) der Haarausfall. Bei Mangelerscheinungen, die durch einen Bluttest leicht festzustellen sind, reicht eine Umstellung auf normale und ausgewogene Kost. Hormonumstellungen können medikamentös behandelt werden und bei Stress reicht manchmal schon ein Urlaub…