Frisuren im Mittelater und Jugendstil – Eine Kulturgeschichte des Haares

Datum: 19. Oktober 2012 • Autor: Cosmoty.de Redaktion

Durch die Jahrhunderte hinweg waren Frisuren auch immer ein Zeichen für die jeweilige gesellschaftliche Schicht. Zeige mir, was du trägst und ich sage dir, wer du bist; die Stylings vom Mittelalter bis zur Neuzeit waren eine soziale Offenbarung. Je wohlhabender die Leute waren, desto pompöser war auch ihr Kopfputz. Nicht selten ertrug man geduldig die Torturen des Frisierens und umständlichen Kopfschmuck, mit dem man sich nicht einmal richtig hinlegen konnte. Die kleinen Kunstwerke hätten entweder zerstört werden können oder eine Gefahr für Leib und Leben dargestellt. Spitze Nadeln und schwere Gegenstände forderten ihren Trägerinnen so einiges ab.

Mittelalter (900-1500 n. Chr.)

Die adligen Damen und Herren trugen ihre Haare im Hochmittelalter gerne offen und am liebsten gewellt. Verbreitet war auch die Verwendung einer flachen Haube, die zwar das Haupthaar verdeckte, aus der aber die zu Zöpfen geflochtenen Haare hervorschauten. Diese wurden zudem mit Bändern und Goldfäden geschmückt. Als der Einfluss der Kirche wesentlich zunahm, wurde die Verordnung erlassen, dass verheiratete Frauen, als Zeichen der Abhängigkeit vom Mann ihre Haare in der Öffentlichkeit nicht mehr zeigen durften. Aus diesem Grund verbargen sie ihre Haarpracht unter Hauben und Hüten, die zum Teil sogar mit Schleiern versehen waren.

Renaissance (1500-1600)

renaissance

Die Haare wurden selbstbewusst offen getragen

Antike Vorbilder standen erneut Pate für die Frisurenmode dieser Epoche. Überhaupt trug Frau ihr Haar wieder offener und selbstbewusster. Die Damen schmückten ihre Haare gerne mit Edelsteinen, Bändern und Perlen. Zu dieser Zeit galt eine hohe Stirn bei Frauen als Ausdruck besonderer Klugheit. Diesen Effekt erreichten ihre Trägerinnen, indem sie sich die Stirnhaare zupften und ballonförmige und durch Bänder gehaltene Aufbauten konstruierten, wie viele Gemälde aus dieser Zeit belegen. Auf dem Kopf entstanden ganze Kunstwerke und so konnte man Schiffe, Obstkörbe oder Vogelkäfige aus einer Mischung verschiedener Materialien, die meisterhaft ins Haar eingearbeitet waren bestaunen.

Barock (1600-1720)

Hohe Kragen, eine Insignie der Mode, führten dazu, dass die Frauen ihre Haare hochkämmten und mit einem Drahtgestell befestigten. Später wurden wieder Lockenköpfe beliebt. Auch die Männer erfreuten sich an dieser Frisurenform und trugen begeistert Ringellocken, die Mitte des 18. Jahrhunderts in aufwendigen Perücken mit Zöpfen endeten, die im Nacken zusammengebunden und in einen schwarzen Taftbeutel gesteckt wurden.

Eine nette Geste dieser Zeit war die sogenannte Liebeslocke, die der verliebte Herr als einzelne Haarsträhne über der linken Schulter trug und mit Geschenken der Angebeteten versah.

Biedermeier (1789-1848)

Kopfbedeckungen und Haarschmuck traten wieder mehr in den Vordergrund. Ästhetisch aber nicht unbedingt bequem waren die Hauben, Hüte und Turbane der damaligen Zeit. Häufig trugen die Damen ihre Haare zu einem breiten, auf den Hinterkopf aufgesteckten Knoten zusammen. Die Geburtsstunde der Dauerwelle schlug ebenso im 18. Jahrhundert und fortan hatten die Damen ihre permanente Haarkrause. Allerdings muss man sich die Apparaturen und Arten von Dauerwell-Wicklern als äußerst unangenehm und umständlich vorstellen.

Jugendstil (1850-1900)

Die Zeit der Friseurbesuche war angebrochen, weil es sich immer mehr Menschen leisten konnten, zum Friseur zu gehen. Die französischen Friseure waren Vorreiter und bevorzugten den Mittelscheitel.

Und wieder wurde die Haarmode um eine Erfindung reicher: Gegen 1870 wurde die Ondation erfunden, bei der die Haare über ein heißes Eisen gezogen wurden, um eine Welle zu erzeugen. Dieser Frisurentyp wurde auch „Einschlagfrisur“ genannt. Stil-Ikone dieser Zeit war übrigens Kaiserin Sissi mit ihren aufwändigen Langhaar-Frisuren, die mit Blüten oder Schmetterlingen geschmückt wurden.

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