Blutegel (Hirudo medicinalis officinalis) sind schon seit langen Zeiten für ihre heilsame Wirkung bekannt. In der Medizin fanden sie bereits um 1500 vor Christi Verwendung. Durch den hohen Verbrauch wurden die Blutegel im Laufe der Zeit immer weniger, so dass sie fast vom Aussterben bedroht waren. Die Blutegel, die heute zum Einsatz kommen, stammen meist aus Zuchtanstalten. In den letzten Jahren gewann die Methode vor allem durch neuere Forschungserfolge der Unfallchirurgie, bei venösen Krankheiten sowie bei Erkrankungen des Bewegungsapparates zunehmend an Bedeutung. Aus hygienischen Gründen darf jeder Blutegel nur einmal verwendet werden.
Die Blutegel-Therapie wird zu den so genannten ausleitenden Heilverfahren gezählt. Bei dieser Methode dreht sich alles um die Beseitigung lokaler Füllezustände sowie die Ableitung von Stauungen, womit häufig die Beseitigung von Schmerzen einhergeht. Diese Stauungen entstehen meist durch Blut- oder Lymphödeme, wodurch die ordnungsgemäße und gesunde Zirkulation des Blutes sowie der Lymphflüssigkeit stark beeinträchtig wird.
Die Blutegel werden an der Hautoberfläche angesetzt. Manchmal werden unterstützend dazu zusätzlich noch Injektionen von Blutegelwirkstoffen verabreicht. Diese Spritzen wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd. Das Bindegewebe wird im Milieu verbessert, was den Therapieeffekt verstärkt. Somit fungieren die Blutegel quasi als Staulöser.
Eine Blutegel-Therapie empfiehlt sich vor allem bei Erkrankungen des Bewegungsapparates, also bei schmerzender Gelenkarthrose, wie zum Beispiel Arthrosen im Kniegelenk oder im Sprunggelenk, aber auch bei rheumatischen Krankheitsbildern. Ebenfalls angezeigt ist die Blutegel-Therapie bei sämtlichen venösen Erkrankungen, wie zum Beispiel Thrombophlebitis und Varizen (Krampfadern). Darüber hinaus kann eine Blutegel-Behandlung bei Mittelohrentzündung, Brustdrüsen- und Gallenblasenentzündungen, Gürtelrose, Hypertonie, Tinnitus, Gicht und Schwierigkeiten bei der Wundheilung äußerst hilfreich sein.
Die Blutegel-Therapie ist unbedingt durch geschultes Personal durchführen zu lassen. Der Biss des Egels ist nicht besonders schmerzhaft. Die meisten Menschen empfinden die Bisse wie Insektenstiche, wie einen Spritzeneinstich oder wie Brennnesselstiche. Der Speichel der Blutegel enthält eine außergewöhnliche Mischung aus ungefähr dreißig unterschiedlichen Substanzen. Zu diesen Wirkstoffen gehören unter anderem Calin, Orgelase, Hirudin, Hyaluronidase, Eglin, Kollagenase, Bdellin, Apyrase, Destabilase und Hämentin.
Ganz selten kann es zu Nebenwirkungen kommen. Wenige Menschen reagieren mit Blutungen und Hautrötungen an der Bissstelle. Aspirin sollte während der Behandlung nicht eingenommen werden. Manchmal treten Pigmentstörungen auf oder Vernarbungen. Die meisten Menschen vertragen die Blutegel-Therapie jedoch ohne Probleme und wissen die heilsame Wirkung zu schätzen.