Seit gut fünf Millionen Jahren bewegt sich der Mensch aufrecht auf zwei Beinen. Dadurch entwickelten sich die Füße zu einem hochkomplexen Köperteil, in dem sich rund ein Viertel aller Knochen und besonders viele Nerven befinden. Doch obwohl wir täglich tausende von Schritten zurücklegen, kümmern wir uns meist nur stiefmütterlich um unsere Füße. Um das zu ändern, riefen Fußpfleger und Podologen 2003 den Tag des Fußes ins Leben, der nun immer auf den letzten Mittwoch im Juni fällt.
„Die Füße fallen den meisten Menschen erst auf, wenn sie schmerzen, heiß, kalt oder sogar entzündet sind„, so Claudia Pöhl von Scholl, dem Experten in Sachen Fußpflege. In der Tat leiden rund 92 Prozent der Deutschen unter Hornhaut, Hühneraugen oder Blasen – und das ist kein neues Phänomen.
Geschichte der Fußpflege – von Quacksalbern, Badern und Podologen
Man könnte meinen, dass viele Fußprobleme nur mit modernen Schuhen zusammenhängen. Doch früher waren die Menschen weitaus abhängiger von ihren Füßen, hatten nur einfaches Schuhwerk und bei Verletzungen gab es weder Tetanusimpfungen noch Antibiotika zur Behandlung. Überlieferung von Fußbehandlungen findet man daher in vielen Völkern von den Indianern über die alten Ägypter bis nach Asien. In Europa erwähnte der griechische Arzt Hippokrates 400 v. Chr. in seinen Aufzeichnungen, dass Hühneraugen vorsichtig geschält werden sollten.
Der römische Medizinschriftsteller Celsus behandelte seine Hühneraugen mit Weidenrinde, die den weichmachenden Wirkstoff Salicin enthält und heute noch im Pflastern zum Einsatz kommt. Im Mittelalter widmeten sich verschiedene Heiler, Quacksalber oder Kurpfuscher mehr oder minder erfolgreich den Fußleiden der unteren Klassen. Der Beruf der Fußpflege differenzierte sich aus, als sich die Bader neben der Körperpflege zunehmend auch kosmetischen und chirurgischen Problemen zuwandten. In kleinen Operationen zogen sie neben Zähnen auch eingewachsene Nägel, entfernten Warzen und schälten Hornhaut. Heute unterscheidet man zwischen kosmetischer und medizinischer Fußpflege. Für letztere gibt es seit 2002 die geschützte Bezeichnung Podologie, die als einzige Fußpflegebehandlung auch von den Krankenkassen akzeptiert wird.
Hornhaut muss nicht sein
Doch bis zum Besuch beim Podologen muss man es gar nicht kommen lassen. Insbesondere der Entstehung von Hornhaut kann man mit regelmäßiger Pflege begegnen, denn diese wächst nicht über Nacht. Durch Bewegung und Körpergewicht belasten wir die Füße täglich mit rund einer Tonne Gewicht. Dieser Druck kann dazu führen, dass sich bei der Zellerneuerung alte Hautzellen nicht schnell genug ablösen, sondern den Zellkern verlieren, austrocknen und so an den Fußseiten zu überschüssiger Hornhaut verhärten. Wird diese nicht entfernt, kann sie zu trockenen Schrunden heranwachsen, einreißen und schließlich schwere Entzündungen auslösen.
Punktueller Druck durch Schuhe kann der Auslöser für schmerzende Hühneraugen sein. Dabei verhornt nur eine kleine Stelle, die dann auf den Nerv drückt und stechende Schmerzen verursacht. „Daher ist es wichtig, Füße nicht nur im Sommer zu pflegen, wo sie sichtbar sind, sondern das ganze Jahr über„, so Claudia Pöhl von Scholl weiter. Und im Gegensatz zu früheren Zeiten ist die Fußpflege heute bequem von zu Hause möglich – vorausgesetzt man denkt daran. Da trockene Haut der Auslöser vieler Beschwerden ist, ist vor allem die präventive Pflege ein wichtiger Grundstein für gesunde Füße. Pflegesets aus Cremes, Hornautraspeln und Druckschutzpflastern gehören daher das ganze Jahr über in jedes Bad bzw. auf den Nachttisch.
Fußpflege in Rituale einbinden
Genau wie das tägliche Zähneputzen kann man die Fußpflege selbstverständlich in den Alltag integrieren. Kurzes Füßeeincremen, bevor man abends das Licht ausschaltet; ein erfrischendes Fußbad während der Lieblingsserie. Das lästige Entfernen der Hornhaut kann man z.B. mit dem Schneiden der Zehennägel kombinieren: Einfach vorher eine aufweichende Lotion auftragen und nach dem Nägelschneiden die überschüssige Hornhaut entfernen. Auf diese Weise spart man Zeit und hat gleich doppelt schöne Füße – für die nächsten 10.000 Schritte.
Es kitzelt, es kribbelt und es quetscht sich durch die Zehen – Barfußlaufen macht Spaß
Sind die Füße gut in Schuss, kann man die Schuhe auch getrost einmal ausziehen. Barfußlaufen ist trendy und ein gesundes Vergnügen für Groß und Klein. Allerorts schießen daher Barfußpfade mit verschiedenen Untergründen wie Pilze aus dem Boden. Back to the roots, schließlich entstehen zahlreiche Fußbeschwerden auch durch falsche oder schlecht sitzende Schuhe. Doch bevor es losgeht, sollte man ein paar Dinge beachten. Selbst geübte Wanderer sollten ihren bloßen Füßen zu Beginn nicht zuviel zumuten. Die Muskulatur sowie Längs- und Quergewölbe im Fuß sind noch untrainiert und müssen langsam an die Belastungen gewöhnt werden. Wer sich an den letzten Strandspaziergang in tiefem Sand erinnert, weiß, wie anstrengend schon ein kleiner Marsch sein kann. Am besten, man beginnt im Park, auf einer Wiese oder im Wald, immer mit etwas Vorsicht vor herumliegenden Gegenständen, spitzen Ästen oder Dornen. Der orthopädische Nutzen für den Fuß ist zwar beschränkt, denn Stellungsfehler lassen sich im ausgewachsenen Alter dadurch nicht korrigieren. Doch eine starke Fußmuskulatur kann Schmerzen vorbeugen. Forscher der Universität Seattle fanden bei Studien mit Joggern sogar heraus, dass spezielle Laufschuhe zwar den Fuß entlasten, aber Barfußlaufen für Knie und Hüfte dagegen deutlich gesünder ist.
Facts zum Fuß
- Je nach Beruf gehen wir täglich durchschnittlich 10.000 Schritte
- In einem Leben gelangen wir zu Fuß gut 160.000 Kilometer weit bzw. drei Mal um die Welt
- 92 Prozent der Deutschen haben Sorgen mit ihren Füßen
- Zu den häufigsten Fußproblemen gehören Hornhaut und trockene Haut
- Im Fuß befinden sich rund 7.000 Nerven
- Im Fuß befinden sich mehr Schweißdrüsen als irgendwo anders am Körper: 3.000 auf 6,5 Quadratzentimeter: Das sind etwa 125.000 an jedem Fuß!