Wer im Freundeskreis ankündigt, eine Thai-Massage in Anspruch zu nehmen, wird häufig mit verwunderten Blicken bedacht – zu sehr hängt der asiatischen Heilmethode ein schmuddeliges Image an.
Thai-Massage beinhaltet Dehnen, Strecken und Druckpunktmassage
Dabei hat die klassische Thai-Massage rein gar nichts mit Liebesleistungen auf Bezahlung zu tun. Kein geringerer als Buddhas Leibarzt persönlich soll jene Massagetechnik begründet haben, bei der die Haut nicht geknetet oder gerie- ben wird, sondern lokale Punkte durch sanftes Drücken gelockert werden. Hinzu kommen Dehn- und Streckgriffe, die bei der ersten Behandlung ungewohnt sein mögen, aber eine segensreiche Wirkung entfalten.
Simon de la Loubere brachte die Thai-Massage nach Europa
Simon de la Loubere, ein französischer Gesandter am thailändischen Hof, machte sich bei seinem Aufenthalt im fernen Osten im 17. Jahrhundert eifrig Notizen über die fremden Bräuche und wurde dabei auf die Thai-Massage aufmerksam. „Wenn irgendjemand in Siam krank ist“, schrieb er, „beginnt er damit, seinen ganzen Körper von jemanden, der darin geübt ist, bearbeiten zu lassen. Dieser macht sich über den Körper des Kranken her und trampelt ihn unter seinen Füßen.“
Was sich hier etwas brutal und unfreiwillig komisch anhört, ist in Wirklichkeit eine für den Patienten äußerst angenehme und entspannende Erfahrung. Tatsächlich nutzt der Masseur bei der Thai-Behandlung nicht nur die Kraft seiner Finger, sondern seinen gesamten Körper. Doch diese Technik wird meistens erst zu Ende der Massage angewendet.
Forschung nach Verspannungsursachen geht der Massage voran
Zu Beginn macht sich der Masseur erst einmal ein Bild vom Zustand des Patienten und versucht durch das vorsichtige Drücken bestimmter Akupres- surpunkte herauszufinden, wo die Verspannungen ihre Ursache haben und wie es um den Gesundheitszustand des Kunden bestellt ist.
Denn die klassische Thai-Massage sorgt nicht nur für einen tiefen, schweben- den Entspannungszustand – nicht selten schlafen die Menschen während der Behandlung fest ein -, sondern kann bei regelmäßiger Anwendung Verspan- nungen, Rückenschmerzen, Migräne, Nervosität, Stoffwechselprobleme und Organstörungen lindern.
Energielinien sog. Meridiane werden aktiviert oder beruhigt
Die Theorie der Thai Massage besagt, dass der menschliche Körper von Energielinien und -feldern durchzogen ist, die vom Kopf bis zu den Füßen laufen und durch bestimmte Griffe aktiviert oder auch beruhigt werden. Ähnlich wie bei der Akupunktur und Akupressur werden also einzelne Punkte des Körpers durch sanftes Drücken mit den Fingerspitzen mobilisiert.
Die Wirkung ist frappierend: Rasch breitet sich eine wohltuende Wärme um diese Punkte herum aus, und manchmal stellen die Massagekunden erst während der Behandlung fest, welch massive Verspannungen und Verkram- pfungen in ihrem Körper schlummern. Deshalb kann die erste Sitzung durchaus mit leichten Schmerzen einhergehen, die sich aber spätestens nach der Prozedur in beruhigende Entspannung auflösen. Allerdings muss der Patient damit rechnen, am nächsten Tag an manchen Körperstellen leichten Muskelkater zu verspüren.
Angenehme Umgebung und Massageanwendung sind eng verknüpft
In der Thai-Medizin bilden Seele und Körper eine untrennbare Einheit. Deshalb wird bei der Thai-Massage auf eine stimmige Gesamtatmosphäre geachtet: Meistens herrscht in den Behandlungsräumen gedämpftes, weiches Licht; die Einrichtung ist spartanisch, aber freundlich und warm; zudem wird meditative, asiatische Musik gespielt.
So fällt es dem Kunden leicht, sich auf dem fremdartige Technik einzulassen und er wird auch die Dehngriffe und das Bearbeiten seiner Muskeln mit Füßen, Knien und Ellbogen keineswegs als verstörend, sondern als logische Vollendung der Massage empfinden.