FRISCH POLIERT… dazu zart, gesund, strahlend, feinporig, jung, straff, gleichmäßig und einfach wunderschön! So, das versprechen die Hersteller, soll die Haut nach konsequenter Anwendung der angesagten elektrischen Gesichtsbürsten aussehen.
Wie ein Hurrikan wirbelte dieser Beauty-Trend 2013 von den USA nach Europa. Und er hält bis heute an. Elektrische Gesichtsbürsten begeistern die Frauen, weil die Reinigung tatsächlich schnell (60 Sekunden), einfach (man braucht nur Wasser und ein Gesichtsreinigungsprodukt nach Wahl) und tatsächlich wirkungsvoll ist. Und sie überzeugten die Experten dank zahlreicher klinischer Studien.
Für jede Preisklasse ist eine elektrische Gesichtsbürste inzwischen zu kaufen
Mittlerweile konkurrieren unzählige Hersteller wie Olaz, Cosmence und Sirius mit Kampfpreisen ab 15 Euro um den begehrten deutschen Bürstenmarkt. Hochleistungsgeräte wie die Clinique Sonic System von Clinique (2 – ab 119 Euro), Mia 2 von Clarisonic (3 – ab 149 Euro) und Visa Pure von Philips kosten deutlich mehr (2 ab 140 Euro), sind aber auch effektiver und deshalb ihr Geld wert. Grundsätzlich gibt es rotierende und oszillierende Bürsten – erstere kreisen auf der Haut, letztere vibrieren mit hoher Schallfrequenz (300-mal pro Sekunde).
Jüngster Trend für Do-it-yourself-Kosmetikerinnen sind Geräte für Microdermabrasion, Ultraschall-Geräte gegen Falten und IPL-Enthaarungsgeräte. Also ästhetische Dermatologie in Heimarbeit? Nicht ganz.
Der Münchner Dermatologe Dr. Hans-Ulrich Voigt des Haut- und Laserzentrums Dermatologie am Dom mit angeschlossenem Beautyinstitut über die Vor- und Nachteile von Gesichtsbürsten. Und warum die schicken Home-Tools eine fachärztlich kosmetische Behandlung nicht ersetzen:
Ein schöner Teint fängt bei der Reinigung an. Elektronische Gesichtsbürsten sollen die Haut bis zu sechsmal gründlicher reinigen als jede manuelle Anwendung.
Dr. Hans-Ulrich Voigt: Durch die hohe Rotations- oder Oszillationsfrequenz reinigen die Bürsten tatsächlich effektiver als eine manuelle Reinigung. Dies ist vergleichbar mit der Zahnreinigung durch eine Handbürste oder durch eine elektrische-/oder Ultraschall-Zahnbürste.
Oszillierende oder rotierende Bürsten: Wo liegt hier der Unterschied?
Dr. Hans-Ulrich Voigt: Rotierende Bürsten drehen sich mit hoher Geschwindigkeit nur in einer Richtung. Sie reinigen zwar gut, belasten aber die Haut mechanisch stärker als die oszillierenden Bürsten, die sich mit hoher Frequenz hin und her bewegen. Ausprobieren kann man das z.B. an einem Stück Stoff oder einer Strumpfhose.
Porentiefe Reinigung, besserer Transport von Wirkstoffen in die Haut, Schüppchenentfernung und verfeinerte Poren…?
Dr. Hans-Ulrich Voigt: All das können sie in einem gewissen Umfang wirklich. Die beim Dermatologen oder bei der Kosmetikerin angebotenen Verfahren wie Jet-Peel oder Microdermabrasion wirken aber deutlich intensiver.
Also können die neuen Reinigungsbürsten die kosmetische Behandlung nicht ersetzen?
Dr. Hans-Ulrich Voigt: Natürlich nicht. Chemical Peelings und die Microdermabrasion wirken deutlich tiefer und üben zusätzlich einen stimulierenden Effekt auf die Neubildung von kollagenem Bindegewebe aus. Da die Nebenwirkungen bei diesen Verfahren auch meist größer sind als bei den Bürsten, gehören diese Behandlungen in die Hände von Dermatologen oder spezialisierten Kosmetikerinnen.
Können die Bürsten bestimmten Hauttypen schaden?
Dr. Hans-Ulrich Voigt: Ja. Bei stark reizbarer oder gar entzündeter Haut, etwa bei der Rosacea, perioraler Dermatitis (Stewardessen-Krankheit) oder atopischem Ekzem/Neurodermitis kann die mechanische Reizung den Hautzustand deutlich verschlechtern. Hier würde von der Anwendung abraten.
Viele Hersteller empfehlen eine tägliche Anwendung. Wird die Haut dadurch nicht überstrapaziert?
Dr. Hans-Ulrich Voigt: Bei normaler, gesunder Haut können die Bürsten ohne weiteres täglich angewendet werden. Es werden ja nur bereits abgestorbene Zellen in Form von Hautschuppen entfernt. Die Regeneration der Haut wird durch die mechanische Abtragung gefördert.
Mittlerweile gibt es sogar Geräte für die Microdermabrasion, Ultraschall und IPL-Enthaarung zu Hause: Trend-Tools oder ernstzunehmende Konkurrenz?
Dr. Hans-Ulrich Voigt: Allenfalls eine Ergänzung. Die Geräte zur Selbstanwendung sind harmloser weil nebenwirkungsärmer – allerdings sind sie deshalb auch weitaus weniger effektiv als die medizinischen Geräte der Profis.
Gesichtsreinigungsbürsten finden Sie in unserem Vergleich.