Jede Frau hat wohl schon mal bemerkt, dass sie an bestimmten Tagen attraktiver aus dem Spiegel lugt und besser bei ihren Mitmenschen ankommt. Das Kleidungsstück, das sie gerade trägt, scheint ihr besonders gut zu stehen. Doch es liegt nicht am raffinierten Schnitt, sondern an der richtigen Farbe, durch die die Gesichtshaut frischer und gesünder wirkt. Persönlichkeit und Ausstrahlung kommen dadurch besonders gut zur Geltung.
Die Theorie der (Farb-)Harmonie
Der Schweizer Maler und Kunstpädagoge Prof. Johannes Itten (1888-1967) hat in den 20-iger Jahren des letzten Jahrhunderts die Farbtypenlehre begründet, in der er die Wirkung der Farben in unterschiedlicher Umgebung untersuchte. Welche Farben miteinander harmonieren, hängt laut Itten vom Simultankontrast ab.
Lässt man den Blick länger auf einer färbigen Fläche ruhen, entsteht gleichzeitig die dazugehörige Komplementärfarbe: Bei rot entsteht z.B. grün. Diese Entdeckung hat eine wichtige Bedeutung für die Farbwirkung der Bekleidung, denn die Hautfarbe des Menschen hat entweder einen bläulichen oder goldenen Ton. In Verbindung mit den verschiedensten Kleidungsfarben wirkt das Gesicht daher entweder frisch und attraktiv oder müde und unattraktiv.
Trägt laut Farbanalytikerin Gisela Treude (nach Ittens Lehre) ein Mensch, dessen Haut-Unterton bläulich schimmert, ein orangefarbenes Oberteil, so entsteht auf dessen Gesicht ein bläulicher Simultankontrast, der ihn müde wirken, Pickel hervorstechen und Fältchen unterstreichen lässt. Ebenso verhält es sich bei einer Person mit gelblich-goldenem Haut-Unterton, die es wagt, ein Kleidungsstück in kühlem Violett zu tragen. Ein gelblicher Simultankontrast entsteht und die natürliche Ausstrahlung ist verloren.
Die farbliche Gesamtharmonie zwischen Gesicht, Haaren, Augen und der Kleidung entscheidet über die Erscheinung der auftretenden Person immens. Prof. Itten zufolge gibt es bei der menschlichen Hautfarbe nur zwei Varianten: Kalttonig oder warmtonig. Unter den beiden Hauttonarten unterscheidet Itten außerdem in der Intensität des Farbtons. So entstanden vier Farbtypen, die nach den Jahreszeiten benannt sind.
Die vier Jahreszeiten
Der Frühlingstyp in etwa ist ein heller Typ mit warmem Hautton und Haarfarbe mit goldenen bis rötlichen Reflexen und meist blauen, graugrünen oder goldbraunen Augen. Ihm stehen die Farben aquamarin, lindgrün, kamelbraun, lachsrot, cremeweiß, apricot, beige, türkis, hummerrot und gold sehr gut. Der Sommertyp ist blass mit kühlem Hautton und aschigen Haarreflexen und grau- oder hellblauen, haselnussbraunen oder blaugrünen Augen. Ihm schmeicheln die Farben himmelblau, flieder, jeansblau, mintgrün, silbergrau, lavendel, himbeerrot und silber.
Der Herbsttyp wiederum ist ein rustikaler Typ mit warmem Hautton und rotbraunen, roten oder braunen Haaren mit rötlichem Schimmer und zumeist dunkelbraunen oder grünen Augen. Er trägt am besten warme, erdige Herbstfarben wie beige, aubergine, goldgelb, petrol, kupfer, orange, rostrot, tannengrün und nougatbraun. Der Wintertyp schließlich ist ein kontrastreicher Typ mit kühlem Hautton und dunklen, aschigen Haaren und haselnuss- oder schwarzbraunen, grünen oder graublauen Augen. Er sollte sich am besten in kühlen, intensiven Farben wie weiß, schwarz, pink, flaschengrün, zitronengelb, enzianblau, blauviolett, rubinrot oder silbern kleiden.
Es gibt jede Farbe in wärmeren und kühleren Varianten – außer orange. Es hat also nicht allgemeine Gültigkeit zu glauben: „Mir steht am besten gelb!“ da einen je nach Typ das kalte Zitronengelb anders kleidet als das warme Sonnengelb.