In den Medien wird das Thema in den letzten Jahren verstärkt immer kritischer beleuchtet, nicht zuletzt angestoßen durch zahlreiche bekannte Influencerinnen, die ihre schlechten Erfahrungen damit im Netz teilten: Die Rede ist von der Antibabypille. Im Zuge dessen beschäftigen sich immer mehr Frauen mit alternativen, hormonfreien Verhütungsmitteln. Die cosmoty.de-Redaktion hat für Sie recherchiert, worauf es bei der Verwendung von hormonfreien Verhütungsmitteln zu achten gilt.
1. Hormonelle Verhütung auf dem Prüfstand: Warum die Pille mehr schadet als nutzt
Was ist eigentlich der Pearl-Index?
Der Pearl-Index dient als Maßstab zur Beurteilung der Sicherheit von hormonellen und hormonfreien Verhütungsmethoden und ist benannt nach dem amerikanischen Wissenschaftler Raymond Pearl. Je kleiner der Pearl Index ist, desto sicherer gilt das Verhütungsmittel.
Laut Studiendaten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) ist die Pille nach wie vor eines der meist genutzten und beliebtesten Verhütungsmittel in Deutschland: Immerhin 47 Prozent der erwachsenen, sexuell aktiven Frauen und Männer gaben die Pille als bevorzugte Verhütungsmethode an. Kein Wunder, gilt die Pille mit einem Pearl-Index von 0,1 – 0,9 doch auch als das sicherste unter den gängigen Verhütungsmitteln.
Für diese Sicherheit zahlen Frauen, die mit der Pille verhüten, allerdings einen hohen Preis, denn die Liste der Nebenwirkungen (vom Risiko einer Venenthrombose über Kopfschmerzen, Gewichtszunahme und Zwischenblutungen bis hin zu psychischen Beeinträchtigungen wie Stimmungsschwankungen und Depressionen) ist unerhört lang.
Auch die Libido kann unter der Einnahme der Pille leiden, was den Nutzen dieses Verhütungsmittels ad absurdum führt: Welchen Sinn hat es, mit einem Mittel zu verhüten, das die Lust auf Sex so stark reduzieren kann, dass man danach quasi alleine durch Abstinenz eine mögliche Schwangerschaft verhindert?
Im Hinblick darauf ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich hormonfreie Verhütungsmittel wie Kondome auf der Überholspur befinden und im Beliebtheits-Ranking der Verhütungsmethoden konsequent aufholen. Mit 46 Prozent liegt das Kondom in der BzgA-Studie dicht hinter der Pille und holt damit im Vergleich zur Vorgängerstudie aus dem Jahr 2011 um ganze 9 Punkte auf – vor allem bei jüngeren Menschen zwischen 18 – 29 Jahren.
2. Hormonfreie Verhütungsmittel: Welche Alternativen gibt es und wie sicher sind sie?
Die Gründe, die dafür sprechen, die Pille abzusetzen oder gar nicht erst mit der Einnahme zu beginnen, sind also wie soeben dargelegt vielfältig und absolut gerechtfertigt. Dennoch mangelt es vielen Frauen an Vertrauen in die Verhütung ohne Hormone, die meist einen höheren Pearl-Index haben und dadurch auf den ersten Blick weniger sicher erscheinen als die Pille:
- Pille: 0,1 – 0,9
- Kondom: 2 – 12
- Kupferspirale: 0,3 – 0,8
- Diaphragma: 1 – 20
- Kalendermethode: 9
Dabei wird oft vergessen, dass es sich bei dem Pearl-Index um keinen zuverlässigen Wert, sondern lediglich um einen Schätzwert handelt – wie sicher die Anwendung des jeweiligen Verhütungsmittels ist, hängt in erster Linie von Ihrer Sorgfalt und der korrekten Anwendung ab. Wie diese bei drei verschiedenen hormonfreien Verhütungsmitteln für Frauen und Männer gelingt, haben wir in den folgenden Abschnitten für Sie zusammengefasst.
3. Verhütung ist auch Männersache: Kondome als hormonfreie Alternative
Anders als andere hormonelle und hormonfreie Verhütungsmethoden schützen Kondome nicht nur vor ungewollten Schwangerschaften, sondern auch vor Geschlechtskrankheiten – insofern ist das Kondom ein Muss für alle, die Sex mit wechselnden Partnern haben. Aber auch in monogamen Partnerschaften oder Langzeitbeziehungen kann es eine gute Alternative zu hormonellen Verhütungsmitteln sein.
Hier ist das Risiko allerdings sehr hoch, Anwendungsfehler zu begehen. Achten Sie beispielsweise auf eine sachgemäße Lagerung (Geldbörse, Handtasche und Ähnliches sind dafür absolut ungeeignet; Kondome mit beschädigten Verpackungen gehören entsorgt) und die richtige Größe. Entscheidend ist dabei nicht die Penislänge wie häufig irrtümlich angenommen, sondern der gemessene Penisumfang im erigierten Zustand.
Achtung: Gleitgele auf Silikonbasis sowie öl- oder fetthaltige Mittel vertragen sich nicht mit Kondomen, da sie das Latex angreifen. Wenn Sie Gleitgel verwenden, dann bitte nur auf Wasserbasis.
4. Anwendungsfehler ausgeschlossen: Verhüten mit Kupferspirale, Kupferkette und Kupferperlenball
Die Kupferspirale (ein mit Kupfer umhülltes Kunststoffstäbchen in T- oder Ankerform) wird vom Frauenarzt in die Gebärmutter eingesetzt. Die Kupferionen, die die Spirale abgibt, beeinträchtigen die Beweglichkeit der Spermien und verhindern das Einnisten der Eizelle.
Kupferkette und Kupferperlenball, zwei neuartigere Methoden, verwenden ein ähnliches Prinzip der Verhütung. Unterscheiden tun sich diese relativ sicheren hormonfreien Verhütungsmittel darin, wie sie sich in der Gebärmutter halten: Während die Kupferkette an der Gebärmutterwand fixiert wird, liegt der Kupferball frei in der Gebärmutter.
Der Vorteil dieser hormonfreien Verhütungsmethoden besteht darin, dass hier Anwendungsfehler bei der Sicherheit keine Rolle spielen. Außerdem können Spirale, Kette und Ball eine längere Zeitspanne von ein paar Jahren im Körper verbleiben, in der Sie sich nicht um das Thema kümmern müssen, sofern Sie in einer monogamen Partnerschaft leben und sexuell übertragbare Krankheiten ausgeschlossen sind.
Für Frauen, die eine starke Monatsblutung haben, sind hormonfreie Verhütungsmittel wie Kupferkette, Kupferball und Kupferspirale allerdings ungeeignet, da sie die Monatsblutung noch verstärken. Außerdem besteht vor allem in den ersten Monaten nach dem Einsetzen das Risiko, dass sie von der Gebärmutter ausgestoßen werden. Deswegen ist es äußerst wichtig, dass der Sitz regelmäßig beim Frauenarzt überprüft wird.
5. Die richtige Handhabung ist entscheidend: Hormonfreie Verhütung mit Diaphragma
Bei der Verhütung ohne Hormone mit Diaphragma handelt es sich um einen runden oder ovalen flexiblen Federring, der in die Scheide eingeführt wird und als Barriere zwischen Samen und Eizelle fungiert. Vor dem Einsetzen tragen Sie zusätzlich ein schützendes Gel auf die Innenseite des Diaphragmas auf.
Wichtig ist der korrekte Sitz und die richtige Größe – lassen Sie sich dazu im Vorfeld fachkundig beim Gynäkologen beraten. Auch hier ist das Risiko von Anwendungsfehlern ähnlich wie beim Kondom relativ hoch, etwa wenn es zu lange verwendet wird (Austausch nach zwei Jahren empfohlen) oder wenn es nach starken Gewichtsschwankungen (mehr als 5 Kilo Zu- oder Abnahme) nicht mehr passt.
Frauen, die zu Blasenentzündungen neigen oder eine stark gesenkte Gebärmutter haben, ist diese Empfängnisverhütung ohne Hormone nicht zu empfehlen.