Gut für die Wirtschaft, schlecht für die Umwelt: Wussten Sie eigentlich schon, dass Bekleidung das umsatzstärkste Konsumgütersegment im Non-Food-Bereich ist? Problematisch ist hieran vor allem, dass Verbraucher bei Unternehmen kaufen, die Textilien zu außerordentlich günstigen Preisen anbieten und am laufenden Band neue Kollektionen produzieren. Dieses Geschäftsmodell nennt sich „Fast Fashion“.
Der Gegenentwurf zu diesem Konzept ist bekannt als „Fair Fashion“ bzw. „Slow Fashion“ oder „Grüne Mode“. Dabei handelt es sich um Produkte, die unter fairen und ökologisch korrekten Produktionsbedingungen produziert werden. Doch kann man das wirklich immer glauben? Woran unterscheidet man wirklich nachhaltig hergestellte Kleidung von Marken, die sich nur aus PR-Zwecken umweltfreundlich geben? Cosmoty.de klärt auf und gibt Anregungen zum nachhaltigen Einkauf in der Textilbranche.
1. Fair Fashion: Welche Kriterien muss nachhaltige Mode erfüllen?
Fairtrade Kleidung muss zum einen aus nachhaltigen Materialien bestehen und zum anderen unter „fairen“ Bedingungen produziert worden sein. Die gravierenden Unterschiede zwischen Fast Fashion und Fair Fashion offenbart Ihnen unser nachfolgender Vergleich. Im Anschluss daran lesen Sie, was man konkret unter fairen Produktionsbedingungen versteht.
1.1. Nachhaltig shoppen: Unterschiede zwischen Fast Fashion und Slow Fashion
Kategorie | Merkmale |
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Fast Fashion |
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Fair Fashion |
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Einer Statista-Befragung aus dem Jahr 2021 zufolge ist der oftmals höhere Preis für viele Verbraucher der Hauptgrund, Kleidung nicht nachhaltig zu shoppen. Viele vergessen dabei jedoch, dass sich die Mehrkosten durch eine längere Haltbarkeit und Tragedauer wieder amortisieren.
1.2. Was genau sind eigentlich faire Produktionsbedingungen?
Hört man etwas über das Thema Slow Fashion, ist immer auch die Rede von fairen Produktionsbedingungen. Darunter fallen zum einen Produktionsstätte und Herstellung, aber auch die an dem Herstellungsprozess beteiligten Angestellten. Es muss unter anderem garantiert sein, dass
- keine Kinderarbeit stattfindet oder menschenunwürdige Arbeitsbedingungen herrschen
- die Arbeitenden nicht ausgebeutet, sondern angemessen bezahlt werden
- die Kleidung regional produziert wird und keine Dritte-Welt-Länder involviert sind
- biologisch abbaubare, natürliche und/oder recycelte Materialien (z. B. recycelte Fischernetze, Plastikflaschen, etc. ) verwendet werden
- auf synthetische Fasern, Pestizide, chemischen Dünger und Insektizide bei der Herstellung verzichtet wird
2. Fairtrade Kleidung erkennen: Nachhaltig Shoppen mit Hilfe von Textilsiegeln
Was ist Greenwashing?
Greenwashing bedeutet, dass sich eine Marke in der Öffentlichkeit bewusst als nachhaltig und umweltbewusst präsentiert, obwohl sie gar nicht die erforderlichen Kriterien erfüllt – und manchmal ist das auf den ersten Blick für einen Laien gar nicht so leicht zu erkennen. Bei fehlenden Nachweisen und nebelhaften Äußerungen können Sie sich aber so gut wie sicher sein, dass es sich um ein schwarzes Schaf der Branche handelt.
Jetzt wissen Sie zwar, welche Kriterien nachhaltige Modelabels einhalten müssen, doch wer garantiert Ihnen eigentlich, dass sie es auch wirklich tun und nicht nur behaupten? Wie viel Vertrauen in vermeintlich nachhaltige Shops und Unternehmen ist in diesem Fall angebracht?
Wir können Ihnen verraten: Ein gesundes Misstrauen ist nicht verkehrt, denn für gute PR sind sich viele Firmen nicht zu schade, die Wahrheit in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein zu ihren Gunsten zu biegen (s. Infobox rechts).
Achten Sie beim nachhaltigen Einkaufen deshalb darauf, ob die Ware mit einem Fair Trade- oder Öko-Siegel der Mode- und Textilbranche ausgezeichnet ist. Doch Vorsicht: Nicht alle dieser Siegel sind uneingeschränkt vertrauenswürdig. Während einige sowohl ökologische als auch soziale Faktoren der gesamten textilen Kette umfassen, setzen andere schwerpunktmäßig beispielsweise entweder auf ökologische oder soziale Standards.
Ein weiterer wichtiger Anhaltspunkt für die Vertrauenswürdigkeit des Siegels ist der sogenannte Siegelinhaber, also die Organisation, die dahinter steht, da inzwischen auch Modeunternehmen begonnen haben, eigene Textilsiegel zu vergeben, die allerdings nur für eine einzelne Kollektion stehen.
Einige der laut Verbraucherzentrale relevanten Siegel, die Ihnen beim nachhaltigen Shoppen (ob online oder im Laden) helfen, haben wir an dieser Stelle für Sie aufgelistet:
- Cotton made in Africa
- Fairtrade Cotton
- Fair Wear Foundation
- Der Grüne Knopf
- IVN BEST
Tipp: Einen besonders hohen Standard gewährleisten Produkte, die mehrere Zertifizierungen von unterschiedlichen Textilsiegeln erhalten haben.
3. Nachhaltig Shoppen: Unsere Tipps für mehr Nachhaltigkeit
Zum Abschluss dieses Artikels möchten wir Ihnen noch ein paar weitere Tipps zum nachhaltigen Shoppen mit auf den Weg geben. Schauen Sie sich auf Flohmärkten oder Online-Marktplätzen nach gebrauchter Kleidung um. Hier sind manchmal sogar richtige Vintage-Schätze zu finden.
Überdenken Sie allgemein Ihr Konsumverhalten und überlegen Sie sich vor jedem Kauf, ob und wie oft Sie das jeweilige Kleidungsstück wirklich tragen werden. Durch einen schonenden Umgang mit der eigenen Kleidung können Sie zudem den wirklichen Bedarf an neuer Kleidung ebenfalls effektiv senken.
Und zu guter Letzt: Es mag sich wie ein Tropfen auf dem heißen Stein anfühlen, doch sehen Sie davon ab, in den sozialen Medien sogenannte „Online Hauls“ zu konsumieren, in denen Influencer „Schnäppchen“ von Online-Händlern aus Fernost präsentieren. Zum einen werden Sie gar nicht erst in Versuchung geführt dort zu kaufen und zum anderen zählt jeder einzelne, der solche Formate nicht mehr unterstützt, damit auf lange Sicht ein Umdenken des Konsumverhaltens in der Gesellschaft stattfinden kann.