Einer der aufstrebendsten und stärksten Anti-Aging-Trends in der Kosmetik ist der Einsatz von Phytohormonen. Kraftvoll, unschädlich und von verblüffender Wirkung.
Das dichte Haar, die knackige Haut und ihr überaus jugendliches Erscheinungsbild verdankt Iris Berben neben einer vitalen Lebensweise und guten Genen ebenso stark der Einnahme von Hormonpräparaten. Dabei ist die Indikation von Hormonen nicht nur umstritten sondern birgt auch ein erhöhtes Risiko mit sich, an Brustkrebs zu erkranken und muss daher strengstens überwacht werden. Kein Wunder, dass die Nennung des Begriffes „Phytohormone“ unter Kosmetikerinnen und Kundinnen zunächst einmal ein gewisses Unbehagen auslöst.
Entwarnung kann aber gegeben werden, denn die Phytohomone sind tatsächlich zu 100% pflanzlichen Ursprungs, gelten als unbedenklich und gut verträglich. Auch haben sie nur insofern etwas mit ihren synthetischen Vorgängern gemein, dass sie in Pflanzen die Funktion von Hormonen übernehmen. Sie besitzen weder die gleiche Molekülstruktur wie der Mensch, noch greifen sie in die körpereigenen Hormone des menschlichen Organismus ein, können daher auch nicht als Ersatz-Hormonpräparate deklariert werden.
Das vermeintliche Schreckgespenst wird hiermit als segensreicher Bote entlarvt. Denn die Pflanzenhormone werden gegenwärtig zu Recht verstärkt in Kosmetikpräparaten eingesetzt und hier hat insbesondere die Anti-Aging-Forschung die Wunderbringer für sich entdeckt. Kosmetikforscher loben die Phytohormone neben Retinol als die Wirkstoffe im Kampf gegen die Zeichen der Hautalterung, da sie die Eigenproduktion von Kollagen anregen und die Festigkeit und Elastizität der Haut zu erhalten imstande sind.
Was sind Phytohormone und wie wirken sie?
Phytohormone sind Pflanzenstoffe mit östrogenähnlicher Wirkung, die den menschlichen Hormonen in ihrer Struktur ähneln, aber nicht zu den echten Hormonen zählen. Sie stellen eine echte Alternative zu herkömmlichen Hormonen dar und kommen ganz ohne befürchtete Nebenwirkungen aus.
Quasi aus einer Verlegenheit heraus entwickelte sich die Forschung um die Phytohormone, weil die herkömmlichen Hormoncremes in Deutschland nicht mehr rezeptfrei erworben werden können, die Nachfrage an Hormonen aber gleichbleibend stark geblieben ist. Denn gerade Frauen ab den mittleren Jahren sind aufgrund des sinkenden Östrogenspiegels häufig auf hormonelle Beigaben angewiesen, da die Zeichen der Hautalterung wie Feuchtigkeitsverlust, schwindendes Fettgewebe in der Unterhaut und damit einhergehende Faltenbildung spätestens ab 40 gnadenlos sichtbar werden. Schuld sind wie immer die Hormone, die alle wichtigen Körper- und Stoffwechselfunktionen im menschlichen Organismus und damit auch in der Haut steuern.
Ohne Hormone läuft im Lebenszyklus des Menschen einfach gar nichts. Fällt der Östrogenspiegel, geht auch die Neubildung von Kollagen- und Elastinfasern zurück. Die Haut verliert an Straffheit und wirkt nicht mehr so prall und jugendlich. Da die Hormone eben auch die Funktionen aller drei Hautschichten, der Epidermis, der Dermis und der Subkutis beeinflussen, -Östrogene für gute Durchblutung und Durchfeuchtung der Haut sorgen -, die Östrogenproduktion aber mit zunehmendem Alter zurück geht, bestimmen sie direkt, ob die Gesichtshaut schlaff und faltig wird, oder aber glatt und prall aussieht. Fahle Gesichtshaut und ein schwaches Bindegewebe, davon können leider alle Kundinnen jenseits der 30 ein Lied singen.
Pflanzenhormone machen schön!
Auch Univ.-Prof. Dr. Doris M. Gruber von der Wiener Uniklinik für Frauenheilkunde fasst das Leid der im Klimakterium befindlichen Frauen zusammen: „Die Frau ist ein zyklisches Wesen. Sie ist abhängig von der Wirkung der Hormone – in ihrer Psyche, im physischen Wohlbefinden, ihrer Schönheit und ihrer Leistungsfähigkeit.“ Nicht verwunderlich, dass sich Prof. Dr. Gruber deshalb gemeinsam mit einem Team von Fachkollegen mit der Fachrichtung der Ästhetischen Endokrinologie beschäftigt. Dieser vergleichsweise neue Zweig der Forschung bildet ein Bedürfnis der Gesellschaft ab, denn Frauen, die hormonelle Probleme mit Haut und Haaren haben, suchen meist ihren Gynäkologen auf, so Prof. Dr. Gruber.
Tatsache ist auch, dass viele Frauen gegen Fältchen und Falten lieber eine Creme verwenden als Tabletten schlucken wollen, unterstreicht die Fachärztin. Wie gut, dass die Kosmetikindustrie auf dieses Bedürfnis reagiert hat und Produkte anbietet, die dem hormonell bedingten Mangel der Kundinnen abhelfen wollen.
Phytohormone wie die Isoflavone wirken wie Bio-Botenstoffe. Sie docken an die Hormonrezeptoren der Haut an und puschen die Kollagenproduktion. Sie setzten bei der Haut, ähnlich wie ein Nachschlüssel, an und helfen der Epidermis, sich neu zu regenerieren. Kollagen- und Elastinfasern werden wieder neu gebildet und auch die untere Lederhaut bindet mehr Wasser.
Ein verfeinertes Hautbild und ein gut durchbluteter strahlend rosiger Teint können als Resultat nach einer Behandlung mit Cremes, in denen Phytohormone verwendet worden sind, festgehalten werden. Oder praktisch gesprochen: Die Kundin besucht eine Kosmetikerin und lässt sich eine Phytohormonbehandlung auf Algenbasis angedeihen. Die Kosmetikerin legt ihr in Aktivstoffe getränkte Streifen aus Biozellulose auf die Haut. Die Zelluloseauflage bewirkt ein optimales Einschleusen der Powerstoffe in die Epidermis. Schon nach der ersten Behandlung stellt sich ein sichtbar verjüngender Effekt ein. Zuhause verwendet die Kundin entsprechende Pflegeprodukte weiter und verbündet sich so gegen die Zeichen der Zeit.
Natürliche Lieferanten
Gute und am besten erforschte Lieferanten sind Soja, Hopfen, Rotklee und Shiitakepilze. Vor allem aus exotischen Pflanzen und der Meeresflora werden immer neue und wirksamere Extrakte gewonnen. Und die wilde Yamswurzel, deren Erforschung bereits im Jahre 1936 durch japanische Forscher begann, wird seit längerem erfolgreich in Anti-Aging-Cremes eingesetzt. Wie so oft hat die westliche Kosmetikbranche auch diesmal wieder von den Asiaten lernen müssen, denn der Zusammenhang zwischen pflanzlichen Hormonen und lang anhaltender Jugendlichkeit wurde an Frauen aus dem asiatischen Raum, eigentlich per Zufall, entdeckt.
So fand man im interkulturellen Vergleich heraus, dass Asiatinnen wesentlich seltener an Wechseljahresbeschwerden und Brustkrebs leiden, als die Europäerinnen. Ferner weisen Japanerinnen weltweit die geringste Rate an hormonell bedingten Krebserkrankungen auf. Man sah hierin einen direkten Zusammenhang zu der Ernährungsweise, die in asiatischen Ländern überwiegend aus Soja besteht.
Jungmacher, Straffmacher und Zeitverzögerer können also so sanft daherkommen und nicht als bedrohliche Keule in Pillenform, die so mancher Kundin schon das Leben schwer gemacht hat. Eine solche Creme zu verwenden, macht nicht nur einen nachweisbaren Sinn, nein, das gute und kraftstrotzende Gefühl steckt gleich mit im Tiegel. Simsalabim!